Coworking - kollaboratives Arbeiten in Communities - ist ein unaufhaltbarer Trend. Immer mehr Coworking Spaces, Gemeinschaftsbüros, Impact Hubs eröffnen. Aber nicht nur in den urbanen Zentren, sondern immer mehr auch im ländlichen Bereich. Innovative Gemeinden setzen schon länger auf diese Entwicklung: Coworking auf dem Lande. Die Corona Pandemie hat diesem Trend, wie generell dem delozierten bzw. remote Arbeiten nochmals zusätzlichen Schub gegeben. Aber auch schon vor der Pandemie sehnten sich Menschen wieder nach mehr Bezug zur Natur und zu einem einfacheren Leben in Verbundenheit auf dem Land.
Landleben - aber trotzdem nicht ganz auf den urbanen Lifestyle verzichten wollen?
Junge, gebildete Menschen, die wieder zurück aufs Land gehen, bringen ihre urbanen Gewohnheiten mit und gründen oder nutzen gerne Co-Living oder Coworking Angebote. Coworking ist auch eine geeignete Maßnahme um gegen sterbende Ortskerne und Leerstände im Zentrum zu wirken.
Die Bertelsmann Stiftung hat eine umfassende, brandaktuelle Studie zu diesem Thema; veröffentlicht. Hier kann die Bertelsmann-Studie: Coworking im ländlichen Raum Menschen, Modelle, Trends kostenlos heruntergeladen werden.
Abbildung zur Veröffentlichung "Coworking im ländlichen Raum - Menschen, Modelle, Trends" der Bertelsmann Stiftung CoWorkLand (Hrsg.)
Für diese spannende Studie wurden über 250 Interviews im Zeitraum von zwei Jahren durchgeführt. In dem Video führen die Studienleiter von Bertelsmann sowie von CoWorkLand (Jule Litzlau und Dr. Uli Bähr) durch die Ergebnisse.
>>> Hier geht's zum online verfügbaren Vortrag auf Youtube
Ein paar Highlights aus der Studie >>> Coworking auf dem Land
ist gut für Umwelt, Regionalentwicklung, Fachkräftesicherung und die persönliche Work-Life-Balance.
ist vielfältiger als in den Städten.
bedient sich anderer Geschäftsmodelle.
profitiert von mobilen Arbeitsstilen.
hat belebende Effekte auf Ortsgemeinschaften.
ist gesellschaftlich wünschenswert, aber kurzfristig bisher selten wirtschaftlich.
(c) aus der Studie der Bertelsmann Stiftung. 2020 // Jan Rost – iamjnrst.de
Welche Arten von Coworkern gibt es im ländlichen Bereich?
Besonders spannend sind für mich die zwölf verschiedenen Typologien der ländlichen Coworker, in der Bertelsmann-Studie als die Typologie der "Neue Landarbeiter:innen" bezeichnet.
Digitale Nomad:innen – Rückkehrer:innen bringen einen globalen Trend in die Provinz
Rurbane Siedler:innen – entschleunigte Pendler:innen
Hybride Gründer:innen – Start-ups aus der Anstellung
Ortlose Teams – effektiv ohne Zentrale
Berater:innen und Coaches – Drifter:innen mit neuen Ankerplätzen
Wissenschaftler:innen – fern vom Hörsaal
Handwerker:innen – weltläufig mit Bodenhaftung
ITler:innen und Ingenieur:innen – das Ursprungsmilieu des Coworking
Kreative – neue Orte bilden Szene
Pädagog:innen – viel Gefühl für die richtige Umgebung
Manager:innen – Neues Führen auf Distanz
Die Interessierten – Potenzialträger:innen für Transformation
Typischerweise denkt man bei Coworking Spaces an Gründerinnen, Start-Ups und Selbständige. Aber auch im AXIS, dem Coworking Space in der Tabakfabrik, waren rund 25% der Coworking Members Angestellte. Mitarbeiter von größeren und kleineren Unternehmen, die anstatt Home-Office die inspirierende Umgebung des Coworking Spaces bevorzugen. Heute sind die Arbeit gebenden Unternehmen gefordert, dass sie neben dem neuen Arbeitsplatz Homeoffice auch das Arbeiten in Coworking Spaces ermöglichen - bzw. als bereichernde Inspirations- und Innovationsquelle für ihre Mitarbeiter und somit für ihr Unternehmen begreifen!
Welche Arten von Coworking Spaces entstehen am Land? In der Studie werden sieben verschiedene Erscheinungsformen und Geschäftsmodelle Coworking beschrieben
Coworking klassisch
Pendlerhafen
Bottom Hub
Retreat
Workation
Neue Dorfmitte
Wohn- und Arbeitsprojekte
(c) aus Studie der Bertelsmann Stiftung. 2020 // Jan Rost – iamjnrst.de
Arbeit und Freizeit - verschwimmende Grenzen?
Ein spannender Trend noch zum Schluss: Der attraktiven Vermengung von Arbeit (Work) und Freizeit / Urlaub (Vacation), als Workation oder Retreat, spreche ich persönlich eine große Zukunft voraus: Bereits heute ist es oft schwierig die Grenze zwischen Arbeit und Freizeit zu setzen, so kann ein bewusstes Vermengen und Lernen bzw. Arbeiten in richtig wohltuenden "Urlaubs-Gegenden" einen echten Genuss und Mehrwert bringen. Tirol setzt hier z.B. bereits heute stark auf diesen neuen Megatrend. Die Standortagentur Tirol zB. mit den CoWorkation Alps etabliert solche Strukturen in den deutschsprachigen Raum.
Software-Entwickler haben uns diesen Megatrend bereits lange vorgelebt. Die digitalen Nomaden ziehen monatelange in günstigere bzw. attraktivere Lebensumgebungen, wie zB. auf spanische Inseln bzw. monatelangen Workation-Aufenthalten in Asien. Es liegt an uns, dass wir uns unser Leben, unsere Arbeitsumgebung und unsere Freizeit so gestalten, dass sie mit unseren Bedürfnissen in Einklang sind.
Noch ein Praxisbeispiel als Inpiration zum Abschluss: die Mitarbeiter in einem großen, global agierenden IT-Unternehmen haben sich intern abgesprochen und setzen keine (internen) Meetings zwischen 12.00 und 16.00 Uhr an. So können sie diese selbstorganisierte Arbeitspause nutzen um den Nachmittag z.B. aktiv mit ihren Familien bzw. Kindern verbringen zu können - oder auch mal Outdoor-Sport und Bewegung bei Tageslicht durchzuführen . Nachdem die internationalen Kollegen in den USA ohnedies erst ab 17.00 Uhr aktiv werden bzw. konzentriertes Arbeiten (derzeit ja großteils im Homeoffice) oft abends besser zu organisieren ist, verbinden die Mitarbeiter ihre eigenen bzw. familiären Bedürfnisse mit den Bedürfnissen und Anforderungen des Unternehmens und kombinieren sie zu einer Lösung, bei der jeder profitiert!
Es liegt letztlich an uns, an jedem einzelnen von uns, das eigene Leben, die gemeinsame Zukunft zu gestalten!
Lasst uns Arbeit so gestalten, dass sich Arbeit wie Freizeit oder Urlaub anfühlt!
Wie denkst du über die Zukunft des Arbeitens?
Würdest du gerne in einem Coworking Space arbeiten?
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